Programmatik der HIT

Die im Folgenden formulierten „Educational Beliefs“ können als Leitlinien verstanden werden, an denen sich unsere Konzeption eines hochschuldidaktischen Weiterbildungsprogramms orientiert.

Innovation

Der „Shift from Teaching to Learning“ (Berendt, 2002), der Sichtwechsel vom Lehren zum Lernen, stellt als Reformprozess eine zentrale Herausforderung für Hochschulen dar. Hochschuldidaktische Weiterbildung unterstützt die Veränderung der Lehrendenrolle auf dem Weg, die Ergebnisse des Lernens („Learning Outcomes“, vgl. Weinert, 2001) sowie die Lernprozesse der Lernenden in den Vordergrund zu stellen (Studierendenorientierung). Dabei soll den Lehrenden vermittelt werden, wie sie das Lehren auf das Lernen beziehen und zu einer Kompetenzorientierung gelangen, verstanden als „Verbindung von Wissenserwerb und dem Erwerb von Lernstrategien“ (Wildt, 2007). Zum einen beinhaltet dies eine Neukonzeption von Lehrveranstaltungen im Sinne des „Constructive Alignment“ (vgl. Biggs, 2007). Zum anderen avanciert Lernen zu einem offenen und dynamischen Prozess (wie beispielsweise beim „Forschenden Lernen“).

Heterogenität

Hochschuldidaktische Weiterbildung zielt auf die Erweiterung des didaktischen Repertoires der Lehrenden ab. Vor dem Hintergrund unterschiedlicher Hochschulen und Fachkulturen bietet hochschuldidaktische Weiterbildung daher eine Vielzahl von Methoden an. Unter Berücksichtigung der Heterogenität der Lehrenden (fachlicher Hintergrund, individuelle Erfahrungen, Motivation, Einstellungen und Überzeugungen) soll deren individuelle Handlungskompetenz gefördert (Wildt, 2007) und die praktische Anwendung und Erprobung der hochschuldidaktischen Methoden ermöglicht werden. Ein besonderer Fokus wird dabei auf den kollegialen Austausch der Lehrenden untereinander gelegt (vgl. III. Reflexion und Transfer). Denn die Pluralität der verschiedenen Lehrstile kann sich nur positiv auf die Pluralität der Lernstrategien Studierender auswirken. In diesem Zusammenhang fördert ein fachspezifischer Zugang zu problemorientierten Methoden durch kollegialen Austausch die interdisziplinäre Zusammenarbeit über Fächergrenzen hinweg (Weinert, 2001).

Reflexion und Transfer

Hochschuldidaktische Weiterbildung geht weit über die Aneignung eines neuen bzw. erweiterten Methodenrepertoires hinaus und gestaltet sich als akademische Personalentwicklung (Huber, 1983; Welbers, 2003). Durch hochschuldidaktische Weiterbildung werden Veränderungsprozesse in der Haltung, Einstellung und Handlung gegenüber dem eigenen Berufsbild und entsprechend die eigene Persönlichkeitsentwicklung angeregt (Welbers, 2003). Nicht nur die Reflexion der eigenen Rolle als Lehrender und Lernender, sondern auch eine Metaperspektive auf die Bedingungen von Hochschullehre und Hochschulstudium sollen dabei ermöglicht werden. Der Perspektivenwechsel hin zur einer Lernendenorientierung spiegelt sich außerdem verstärkt in Beratungs- und Betreuungsaufgaben der Lehrenden wieder (siehe Blom, 2000; Wildt, Szczyrba & Wildt, 2006). In diesem Zusammenhang bekommen Supervisions- und Intervisionsprozesse eine größere Bedeutung und führen durch die Notwendigkeit des kollegialen Austauschs dazu, dass Lernprozesse gemeinsam und verantwortungsbewusst gestaltet werden. Die Beteiligung bzw. Aktivierung an diesen Prozessen wird durch das Feedback und Einbringen individueller Erfahrungen getragen.

Literatur:

Berendt, B.(2002). „The Shift from Teaching to Learning” – Unterstützung durch hochschuldidaktische Weiterbildungsveranstaltungen auf institutioneller, nationaler und internationaler Ebene. In: J. Asdonk u.a. (Hrsg.), Bildung im Medium der Wissenschaft (S. 175-185), Weinheim/Basel: Beltz.

Blom, H. (2000). Der Dozent als Coach. Neuwied/Kriftel: Luchterhand.

Biggs, J. B., Tang, C. (2007). Teaching for quality learning at university: what the student does. (3. ed.). Maidenhead: Open University Press.

Huber, L. (1983). Hochschuldidaktik als Theorie der Bildung und Ausbildung. In: L. Hubert (Hrsg.), Enzyklopädie Erziehungswissenschaft (Vol. 10, S. 114-138) .Stuttgart: Klett-Cotta.

Weinert, F. E. (2001). Concept of competence: A conceptual clarification. In: D. S. Rychen, D. Simone & L. H. Salganik (Hrsg.), Defining and selecting key competencies (S. 45-65). Göttingen: Hogrefe & Huber.

Welbers, U. (2003). Die moderierte Intervision als Teil hochschuldidaktischer Personalentwicklung auf Fachbereichsebene. In: J. Wildt, B. Encke & K. Blümcke (Hrsg.), Professionalisierung der Hochschuldidaktik. Ein Beitrag zur Personalentwicklung an Hochschulen (S.236-243). Bielefeldt: Bertelsmann.

Wildt, J. (2007). Vom Lehren zum Lernen. In: F. Bretschneider & J. Wildt (Hrsg.), Handbuch Akkreditierung von Studiengängen. Eine Einführung für Hochschule, Politik und Berufspraxis (2. Vollständig überarbeitete Aufl.). Bielefeld: Bertelsmann.

Szczyrba, B., Wildt, J., Wildt, B. (2006). Promotionscoaching - Eine Weiterbildung in einem neuen Beratungsformat. In: J. Wildt, B. Szczyrba & B. Wildt (Hrsg.), Consulting, Coaching, Supervision. Eine Einführung in Formate und Verfahren hochschuldidaktischer Beratung. Reihe Blickpunkt Hochschuldidaktik. Bielefeld: wbv.